Daraufhin fahren wir gemeinsam los, um ins 150 Kilometer nördlich gelegene Braşov zu gelangen. Brașov ist eine von den Karpaten umgebene rumänische Grossstadt (240'000 Einwohner) in der Region Siebenbürgen. Die normale Reisezeit von drei Stunden verlängert sich wegen des intensiven Ferienverkehrs auf gut viereinhalb Stunden. Bischof Gavriliuc und seine Gattin erwarten uns bereits. Nach zehnstündiger Autofahrt sind sie kurz vor uns aus Chişinău eingetroffen.
Früh am Samstagmorgen geht die Reise weiter ins eineinhalb Stunden nördlich gelegene Beia (Meeburg). Es ist eine Reise zurück in die Vergangenheit. In dieser Gegend scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Das siebenbürgische Dorf ist der Geburtsort der beiden Bezirksapostel Michael Kraus und Erwin Wagner. Noch ein Gedanke bewegt uns; heute vor zwei Jahren ist Bezirksapostel Markus Fehlbaum gestorben. Vor etwas mehr als fünf Jahren hatte ich damals in Begleitung meines Vorgängers den zweiten Gottesdienst im jetzigen Amtsauftrag gehalten.
Siehe folgenden Link: Woche 24 / 2018 - Gebietskirche Schweiz (nak.ch)
Neben den Geschwistern aus der Gemeinde und den Amtsträgern erwarten uns auch Bischof Sapintan und seine Gattin, die aus Baia Mare angereist sind. Es ist ein beseligendes Erleben im Kreis aller Anwesenden. Ich spüre, dass das Verlangen nach Gottes Wort gross ist. Auch die Kinder sind sehr aufmerksam und folgen dem Geisteswirken mit grossen Augen.
Selbst ein kleiner Hund lässt es sich nicht nehmen, während des ganzen Gottesdienstes vor der offenen Tür zu sitzen, ohne einen Laut von sich zu geben. Nach dem Gotterleben versammeln wir uns auf der angrenzenden Wiese; nach einem gemeinsamen Foto kann ich noch mit den Kindern sprechen. Sie lernen Englisch und Französisch in der Schule, sodass wir uns ganz gut unterhalten können.
Dieser Sonntag ist ein besonderer Fest- und Freudentag für die Gemeinde Braşov. Apostel Semion Cazacu und seine Gattin empfangen den Segen zu ihrem goldenen Hochzeitsjubiläum. Nicht nur das Jubelpaar, die ganze Gemeinde freut sich über den Segen für das goldene Paar. Ein wahres Fest, zu dem ich auch die Segenswünsche und Grüsse von vielen Gratulierenden übermitteln darf. Mit viel Emotion wird auch das Heilige Abendmahl für die Entschlafenen gefeiert. Das Bewusstsein der Teilhabe der grossen unsichtbaren Gemeinde an jedem Gottesdienst ist ein wunderschöner Bestandteil unseres Glaubens. Wenn zusätzlich vor Ort den Verstorbenen das Sakrament des Heiligen Abendmahls gespendet wird, ist das Gefühl der Seligkeit noch grösser.
Eigentlich möchten wir gar nicht aufbrechen, sondern einfach nur bleiben. Die Gemeinschaft untereinander, auch nach dem Gottesdienst, ist zu schön. Es fällt richtig schwer, Abschied zu nehmen. Aber ein Blick auf die Uhr zeigt, dass wir uns beeilen müssen, um rechtzeitig nach București zum Flughafen zu kommen. Es sind viele Staus auf der Strasse vorhergesagt. Der kürzeste Weg zeigt jetzt schon viereinhalb Stunden Reisezeit. So entscheiden wir uns für den sehr kurvenreichen Umweg über den Pasul Bratocea. Eine gute Wahl, wie sich herausstellt. Unterwegs kommt die Meldung, dass die «normale» Route unterbrochen und eine Weiterfahrt unmöglich ist. Wir hingegen werden mit einer wunderschönen Fahrt durch die Täler und Wälder der Karpaten belohnt und kommen rechtzeitig an. Auch wenn wir ihr Revier durchfahren, sind wir weder Bären noch Wölfen begegnet.
Dankbar und glücklich darf ich feststellen, dass unser grosser Gott auch in diesen Tagen Grosses unter seinen Kindern schafft und unaufhaltsam das Wiederkommen Jesu näher rückt. Es ist nicht Wunschdenken, sondern Realität.